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Rhapsody from Within

Andrew Mayes, von 1993 bis 2004 Herausgeber des englischen Recorder Magazine, stellt in seiner 2003 erschienenen informativen Monographie Carl Dolmetsch and the Recorder Repertoire of the 20th Century fest, dass das Blockflöten-Repertoire der 1930er bis 1950er Jahre unter einer doppelten Unspielbarkeit zu leiden hatte. Dieses, wie Mayes es nennt, Mainstream-Repertoire erwies sich für die prinzipiell interessierten Amateure als technisch viel zu schwierig, war aber zugleich nach Meinung der meisten professionellen Musiker zu sehr „Mainstream“, also ästhetisch zu anspruchslos. Der Blockflötist Ross Winters erinnert sich, dass es während seines Studiums in Amsterdam genügte, von einem Stück zu sagen, es stamme aus England, um es als pastorales und pseudo-barockes Machwerk in Verruf zu bringen.

In unseren mittlerweile nicht mehr ganz so streng avantgardistisch gestimmten Tagen ist es Ute Deussen und Cornelia Gengenbach mit ihrem Programm Rhapsody from Within (zuerst aufgeführt im Karlsruher Musentempel im November 2012) erfolgreich gelungen, einen Teil des hierzulande weitgehend unbekannten Repertoires aus der Falle seiner doppelten Unspielbarkeit zu befreien. Mit Stücken von Lennox Berkeley (1903-1989), York Bowen (1884-1961), Norman Fulton (1900-1980), Walter Leigh (1905-1942) und Donald Ibrahim Swann (1923-1997) belegen sie exemplarisch und auf eindrucksvolle Weise, dass die ablehnende Haltung gegenüber dem englischen Blockflötenrepertoire des 20. Jahrhunderts weniger sachliche als zeitgeschichtliche, um nicht zu sagen: musikideologische Gründe hat. Denn an formalem Reichtum, inhaltlicher Vielfalt und ästhetischem Niveau stehen die Kompositionen der Insel den zur gleichen Zeit oder etwas später auf dem Kontinent entstandenen in nichts nach.

Konzert-Kritik der Badischen Neuesten Nachrichten (13.11.2012): hier als PDF lesen und/oder herunterladen.

Die im Dezember im Karlsruher Musentempel aufgenommene CD Rhapsody from Within präsentiert exemplarisch ein Stück von Walter Leigh und eines von Norman Fulton.

Rhapsody from Within
Postromantische Musik aus England
Ute Deussen: Blockflöte, Cornelia Gengenbach: Klavier
CD (Aufnahme am 22.12.2012 im Musentempel Karlsruhe, Tonmeister: Roland Kistner)

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Walter Leigh (1905-1942)
Sonatina for Recorder and Piano (1939)
Ute Deussen: Blockflöte, Cornelia Gengenbach: Klavier

1. Alegretto

2. Larghetto, molto tranquillo

3. Allegretto leggiero

Norman Fulton (1900-1980)
Scottish Suite for Treble Recorder and Piano (1954)
Ute Deussen: Blockflöte, Cornelia Gengenbach: Klavier

4. Prelude

5. Air

6. Musette

7. Nocturne

8. Reel